Ein Meilenstein: 167 006 hat neue Drehgestelle
Im Mai 2023 ging es dann ganz schnell. Wir haben einige Sonderschichten im Werk Schöneweide eingelegt und die vier neuen Drehgestelle für den 167er komplettiert. Ende des Monats feierten wir dann die »Hochzeit«: Die neuen Drehgestelle kamen unter die Wagenkästen. Dafür wurde der Viertelzug von Erkner nach Schöneweide überführt.
Das Bild zeigt den Viertelzug ET/EB 167 006 (3839/6401) bei seiner Überführung vom Werk Erkner nach Schöneweide für den Tausch der Drehgestelle. Zur Überführung nutzen wir zwei Viertelzüge der neuen Baureihe 483, denn diese Fahrzeuge haben eine vollwertige Druckluftbremse, was sie in diesem wichtigen Punkt kompatibel macht mit unseren Altbaufahrzeugen.
Beim Wenden des Zuges in Warschauer Straße entstanden viele Bilder, einige Fahrgäste staunten nicht schlecht.
Wie geht es weiter?
Die Hauptuntersuchung am ET/EB 167 006 ist nun fast abgeschlossen. In Erkner werden wir in den kommenden Monaten die elektrischen Komponenten schrittweise in Betrieb nehmen und einige Messprotokolle erstellen. Auch das neue Funksystem GSM-R wird installiert. Erst wenn ein zweiter Viertelzug fertiggestellt ist, werden wir wieder zu Sonderfahrten aufbrechen können. Hoffentlich bereits als Weihnachtszug 2023.
Weitere Impressionen:
Der Weg zu diesem Foto war steinig. Erstmals in unserer Vereinsgeschichte haben Mitglieder Drehgestelle komplett eigenständig aufgearbeitet.
Im Vordergrund stehen die beiden Triebdrehgestelle für ET 167 006. Wir freuen uns auf den Moment, die Motore zum ersten Mal "unter Saft" zu hören.
Der Zug, in dem er 167er nach Schöneweide überführt wurde, bestand aus sechs Viertelzügen, war also deutlicher länger als geplant. Wir haben damit auf ein kurzfristiges Hilfeersuchen der S-Bahn reagiert, die dringend Fahrzeuge der Baureihe 480 ebenfalls ins Werk Schöneweide bringen musste. Weil diese kein ZBS hatten, konnten die 483er sich gleich doppelt nützlich machen.
Nach der Ankunft im Werk Schöneweide haben wir noch nachts unter dem Wagen die Bremsstangen ausgehängt und die Trennung des Viertelzugs vorbereitet. Am frühen Morgen des 30. Mai rollten die Wagen in die Werkhalle und wurden von den alten Drehgestellen gehoben. Die Wagenkästen wurden auf Blöcken abgestellt. Neugierige S-Bahner beäugten den seltenen Gast.
Das Bild zeigt den Viertelzug ET/EB 167 006 (3839/6401) in der Abnahmehalle im Werk Schöneweide auf der Waage zur Messung der Radaufstandskräfte. An dieser Stelle zeigte sich, dass sich unsere jahrelange, akribische Arbeit bei der Aufarbeitung der Drehgestelle ausgezahlt hat. Alle Messwerte lagen auf Anhieb innerhalb der Toleranzen.
Warum ist dies so wichtig?
Im Sommer 2008 ist ein historischer Zug im Nord-Süd-S-Bahntunnel entgleist und wurde irreparabel beschädigt. Die Untersuchung ergab, dass auch die fehlerhaft eingestellte Federung und daraus resultierend ungleichmäßig verteilte Radaufstandskräfte zur Entgleisung beigetragen haben. Es war dann schnell offensichtlich, dass dieses Problem viele historische Fahrzeuge betrifft. Die Fehler zu finden und zu eliminieren hat uns viel Kraft gekostet.
Am Nachmittag des 31. Mai war alles erledigt. Erneut kamen zwei Viertelzüge der Baureihe 483 für die abendliche Rückfahrt nach Erkner zum Einsatz, zwischen die wir den 167er gekuppelt haben. Wie üblich gab es vor der Fahrt eine volle Bremsprobe. Unsere neue Bremsmechanik funktioniert tadellos!